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Warum Strafen nichts bringen – und wie Sie wirklich Zugang zu Schülern finden

  • Autorenbild: Daniel-Paasch
    Daniel-Paasch
  • 4. Jan.
  • 3 Min. Lesezeit

Es ist Dienstagmorgen, zweite Stunde. Frau Berger steht vor ihrer 8. Klasse und kämpft – nicht gegen die Matheaufgabe an der Tafel, sondern gegen die geballte Macht von 25 unruhigen Teenagern. Tim hat gerade einen Papierflieger gestartet, Emma flüstert ihrem Sitznachbarn zu, und Max hat die Hausaufgaben wieder nicht gemacht. Die Stimmung ist gereizt, die Geduld am Ende.

„Ihr bleibt heute alle nach dem Unterricht!“, sagt Frau Berger schließlich. Das Resultat? Augenrollen, genervtes Gemurmel und das sichere Gefühl, dass morgen genau dasselbe passieren wird.


Warum funktionieren Strafen eigentlich so selten? Und noch wichtiger: Wie schaffen wir es, wirklich Zugang zu Schülern zu finden, die als „schwierig“ gelten?





Was hinter „schwierigem“ Verhalten steckt

Ein Schüler, der ständig stört, sich verweigert oder gar aggressiv wird, ist selten „schlecht erzogen“. Meist sind die Ursachen für das Verhalten vielschichtig:

  1. Emotionale Blockaden: Stress, Angst oder das Gefühl, nicht gut genug zu sein, können sich in unkontrolliertem Verhalten äußern.

  2. Fehlende Bindung: Schüler, die das Gefühl haben, nicht gesehen oder verstanden zu werden, bauen unbewusst Abwehrmechanismen auf.

  3. Neuronale Unreife: Manchmal liegt die Ursache auch in der neurologischen Entwicklung – z. B. bei nicht vollständig integrierten frühkindlichen Reflexen, die das Verhalten beeinflussen.


Die Geschichte von Tom: Der „Problemfall“ mit Potenzial

Tom war in der Schule berüchtigt. Er redete ständig dazwischen, vergaß seine Sachen und hatte eine besondere Gabe, Lehrer an den Rand der Verzweiflung zu bringen. Seine Klassenlehrerin, Frau Weber, war überzeugt: „Tom macht das absichtlich, um Aufmerksamkeit zu bekommen.“

Doch als sie sich die Zeit nahm, hinter die Fassade zu schauen, entdeckte sie etwas Überraschendes: Tom hatte große Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, weil er mit den Anforderungen des Schulalltags überfordert war. Seine Unruhe war keine Absicht, sondern ein Hilferuf.


Warum Strafen oft das Gegenteil bewirken

Strafen wirken kurzfristig – und oft nur auf der Oberfläche. Sie verändern vielleicht das Verhalten für den Moment, doch sie lösen das zugrunde liegende Problem nicht. Vielmehr verstärken sie häufig negative Gefühle wie Frustration, Scham oder das Gefühl, nicht dazuzugehören.

Was also tun? Der Schlüssel liegt darin, das Verhalten zu verstehen und gezielt auf die Ursachen einzugehen. Statt den Fokus auf das „Was macht der Schüler falsch?“ zu legen, sollte die Frage lauten: „Warum verhält er sich so?“


Drei Ansätze, um „schwierige“ Schüler besser zu erreichen

1. Bindung statt Bestrafung

Kinder und Jugendliche brauchen das Gefühl, dass sie gesehen und akzeptiert werden – auch, wenn sie nicht perfekt sind. Ein ehrliches „Wie geht es dir heute?“ oder ein Lob für kleine Fortschritte kann Wunder wirken.

  • Tipp: Statt sich auf negatives Verhalten zu konzentrieren, bewusst positive Verhaltensweisen verstärken. So fühlt sich der Schüler wertgeschätzt und baut Vertrauen auf.


2. Bewegung für den Kopf

Viele „schwierige“ Schüler haben Probleme, ruhig zu sitzen und sich zu fokussieren. Hier können kurze Bewegungspausen oder gezielte Übungen helfen, die neuronale Balance wiederherzustellen.

  • Beispiel: Überkreuzbewegungen (z. B. rechte Hand zum linken Knie) fördern die Zusammenarbeit der Gehirnhälften und können Unruhe abbauen.


3. Emotionale Blockaden lösen

Oft sind es unbewusste Ängste oder negative Glaubenssätze, die Schüler daran hindern, sich einzubringen. Fantasiereisen oder die Arbeit mit inneren Bildern können helfen, solche Blockaden auf sanfte Weise auf die Seite zu schieben.

  • Ansatz: Lassen Sie die Schüler in einer ruhigen Minute „ihren besten Tag“ visualisieren. Was passiert? Wie fühlen sie sich? Diese Übung stärkt das Selbstbewusstsein und schafft einen positiven Fokus.


Die Wissenschaft hinter Verhalten und Konzentration

Das Verhalten eines Schülers ist immer ein Ausdruck seines inneren Zustands. Neurowissenschaftliche Studien zeigen, dass das Gehirn in Stresssituationen in den „Flucht- oder Kampfmodus“ schaltet – der präfrontale Kortex (verantwortlich für Denken und Planen) wird dabei quasi „ausgeschaltet“.

Deshalb sind Techniken, die Entspannung und neuronale Balance fördern, so entscheidend. Ansätze wie Reflexintegrationstraining (RIT), das aktive frühkindliche Reflexe nachträglich integriert, oder Methoden, die das Gehirn in den Alphazustand versetzen, können hier nachhaltig helfen.

Tom heute: Vom Störenfried zum Vorbild

Frau Weber setzte bei Tom auf genau diese Prinzipien: Sie baute Vertrauen auf, arbeitete mit gezielten Bewegungsübungen und half ihm, seine Ängste und Unsicherheiten zu erkennen. Das Ergebnis? Tom ist heute nicht nur konzentrierter, sondern unterstützt sogar andere Schüler, wenn sie Schwierigkeiten haben.

Schlusswort: Der Weg zu einem neuen Miteinander

„Schwierige“ Schüler sind oft die, die am meisten Unterstützung brauchen – und die mit dem richtigen Ansatz unglaublich viel Potenzial zeigen. Ob durch emotionale Stärkung, neuronale Integration oder Techniken, die auf positive Veränderung abzielen: Es gibt immer Wege, um auch die größten Herausforderungen zu meistern.

Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, wie solche Ansätze funktionieren, werfen Sie doch mal einen Blick auf www.ipe-workshop.de. Manchmal reicht schon ein kleiner Impuls, um große Veränderungen zu bewirken – für Schüler und Lehrer gleichermaßen.

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